Wenn die Theater schlafen

Horst Schreiber vom Kleinkunstverein Klick über Ängste, Sorgen, Hoffnungen

Foto: Johannes Schugg

Die Stimmen der Kultur flüstern nach wie vor nur leise. Musikkapellen plagt die Sorge, dass das Feiern verlernt wird, weil die letzten Feste zu lange her sind. Vereine trifft der zweite Lockdown hart. In unserer Serie kommen Vorstände und Mitglieder zu Wort.
Privat geht es Horst Schreiber wie allen anderen Bürgern auch. Er hält sich an die Vorgaben des Lockdowns und hofft, dass er bald vorbei ist. Als Vorsitzender des Kleinkunstvereins Klick in Immenstadt verrät er im Gespräch gegenüber unserer Zeitung auch etwas über seine Gefühle: „Ich bin traurig, dass wir schon so lange gar nicht oder nur sehr eingeschränkt veranstalten dürfen.“ Kleinkunst und Kabarett sind für ihn wie die Butter auf dem Brot. Regen sie doch zum Nachdenken an, verändern die Blickrichtung, weisen auf gesellschaftliche und politische Missstände hin und verpacken das Ganze auch noch in Humor oder Musik.

Existenzielle Sorgen habe der Verein, der vollkommen auf ehrenamtlicher Basis arbeitet, bisher nicht. Derzeit fehlen zwar Einnahmen, aber dafür gibt es auch kaum Ausgaben. „Die können wir noch aus unseren in 20 Jahren gebildeten Rücklagen begleichen“, verrät Horst Schreiber. Die Arbeit des Vereins wird von Ehrenamtlichen übernommen, daher müssen auch keine Löhne bezahlt werden. Eine eigene Bühne gibt es auch nicht, stattdessen werden verschiedene Veranstaltungsräume angemietet. Fallen Termine aus, können die Räume problemlos storniert werden.
Was Horst Schreiber vor allem bekümmert ist die Situation der Künstler. Einigen Freiberuflichen unter ihnen ist die Existenzgrundlage entzogen. „Wie soll man in dieser Situation kreativ arbeiten können? Ich könnte mir vorstellen, dass im Laufe des Jahres mehr und mehr Künstler ihre Profession an den Nagel hängen müssen“, befürchtet er.
Sorge besteht auch bezüglich der Vereinsmitglieder, die Beitrage bezahlen, aber keine Veranstaltungen besuchen können. „Bis jetzt gibt es noch keine Austritte und dafür sind wir sehr dankbar. Unsere Mitglieder halten uns die Treue, das freut uns sehr“, sagt Schreiber. Hoffnung machen viele positive Rückmeldungen und die Vorfreude der Besucher auf bevorstehende Veranstaltungen. Die Saison 2021 und 22 hat der Kleinkunstverein Klick bereits komplett geplant.
Die Verantwortlichen sind dafür auch bereit, mit reduzierten Besucherzahlen oder ganz neuen Formen zu agieren. „Längerfristig müssen aber auch wir wieder mit größerem Publikum planen“, sagt Horst Schreiber, für den sich Veranstaltungen mit 30 Besuchern auf Dauer nicht tragen.

Die Mitglieder des Vereins erhalten derzeit alle aktuellen Informationen per Brief, Mail oder über die Homepage. Die direkte Kommunikation soll künftig aber noch gesteigert werden. Für den Verein sind nicht nur die Beschränkungen der Regierung eine Last, sondern auch die Bedenken der potentiellen Zuschauer. „Während des sanften Lockdowns konnten wir feststellen, dass viele Menschen vorsichtig waren und weniger Veranstaltungen besucht haben“, erzählt Schreiber, der derzeit auch organisatorische Herausforderungen zu bewältigen hat. Wie die anstehende Mitgliederversammlung mit turnusgemäßer Vorstandswahl am besten auf die Beine gestellt werden soll zum Beispiel. „Wir werden versuchen, diese Hauptversammlung zunächst mal zu verschieben und dann eventuell ohne Präsenz der Mitglieder stattfinden zu lassen.“

Fehlende Feten
Die Musikkapelle Stein vermisst vor allem das soziale Miteinander, die gemeinsame Musik und den Austausch zwischen Jung und Alt. Und trotzdem hat der erste Vorstand Andreas Eldracher die Hoffnung: „Dass der Zusammenhalt nach dem Lockdown in der Kapelle noch besser ist, weil man merkt, was gefehlt hat.“ Ein Wunsch der Kapelle: Dass das ein oder andere Musikfest heuer doch noch stattfinden kann. Dann dafür besonders laut.

Von Isabell Schmid