Kontakte halten ist schwer.

Viele werden kreativ, um Trainingseinheiten digital zu vermitteln
— Oberallgäu —

Dr. Jens Christmann
Dr. Jens Christmann

Einsatzübungen für Feuerwehrmänner fallen aus und auch jene für Rettungssanitäter. Im Sport sorgen sich Vereinsvorstände vor allem um den Nachwuchs. Ganze Jahrgangslücken werden befürchtet. Die Stimmen der Kultur bleiben weiter still. Und die Musikkapellen plagt die Sorge, dass das Feiern verlernt wird, weil die letzten Feste zu lange her sind. Wie die Vereine trotz allem ihre Kontakte pflegen und den Kopf nicht hängen lassen. Eine Serie.

Für den Rettungsdienst vom BRK war es in den vergangenen Monaten eine völlig neue Erfahrung: Immer wieder gab es wechselnde, komplexe Maßnahmen der Hygiene. Der bis zur Pandemie seltene Einsatz persönlicher Schutzausrüstung wurde zur Normalität, kombiniert mit neuen Abläufen am Einsatzort und in den Krankenhäusern.
Um den Kontakt untereinander machen sich der Bereitschaftsleiter vom BRK Immenstadt Dr. Jens Christmann und dessen Stellvertreter Maximilian Groeben keine Sorgen: „Wir haben seit jeher eine Chat-Gruppe, die auch für die alltägliche Kommunikation miteinander genutzt wird.“ In den Zeiten vor Corona gab es zudem Übungsabende, Ausflüge, Sommerfeste oder Weihnachtsfeiern. „Das fällt alles aus und fehlt den Mitgliedern natürlich im menschlichen Miteinander“, sind sich die Bereitschaftsleiter einig. Die Übungsabende wurden auf digitale Formate umgestellt. Das sei aber kein adäquater Ersatz für echte Treffen.

Laut den Experten ist es besonders wichtig, sich persönlich zu kennen und miteinander umzugehen, um auf Diensten als Team auch zu funktionieren. Vor allem für Einsteiger gestaltet sich die Wissensvermittlung schwierig. Die klassische Ausbildung und die oft verpflichtenden Kurse und Weiterbildungen werden derzeit alle wieder abgesagt. Es finden zwar vereinzelt Online-Kurse statt, aber speziell beim BRK ist nicht alles digital vermittelbar. Die praktische Ausbildung sei unerlässlich und daran hapert es neben der Kameradschaftlichkeit gerade am Meisten.
Im Skiclub Sonthofen ist weder in der Abteilung Langlauf noch im alpinen Bereich seit dem erneuten Lockdown ein gemeinsames Training möglich. „Das ist gerade jetzt nach den heftigen Schneefällen sehr traurig“, sind sich Dietmar Frank, Abteilungsleiter Langlauf und Daniel Leiser, Übungsleiter Ski Alpin, einig. Und weiter: „Es trifft uns besonders hart in diesen Monaten, da wir eine Wintersportart ausüben, die bei uns nicht im Sommer trainiert werden kann. Daher gehen wir bereits davon aus, dass die Saison 2020/2021 für uns komplett ausfällt.“
Ideen fürs Training wären in allen Abteilungen vorhanden, jedoch aufgrund der Auflagen nicht umsetzbar. Gerade bei Sportarten, die in der freien Natur stattfinden und der Abstand zu anderen aufgrund der Ausrüstung und Stilart immer gegeben ist, wächst das Unverständnis unter den Sportlern gegenüber der „Pauschalisierung und den damit gemachten Verboten“. Die Verbindung zu den Sportlern und deren Eltern wird über E-Mail und eine SportApp gehalten. Da stehen Promis wie Sebi Eisenlauer oder Selina Jörg vom SC Sonthofen vor der Kamera und geben einen digitalen Workout. Die Kinder machen zwar mit, vermissen aber das gemeinsame Training. Dieses Angebot läuft auch auf dem „Skiclub Sonthofen YouTube-Kanal“ mit den erfolgreichen Kaderathleten des SC Sonthofen.
Die Resonanz der Eltern? Sie fühlen mit. „Jeder hat Verständnis für die Situation. Die beste Resonanz für uns ist, dass wir noch keine Vereinsaustritte in unserer Abteilung hatten“, sagt Daniel Leiser. Die Sorgen bezüglich des Nachwuchses sind trotzdem da. „Natürlich betrifft es alle Vereine gleich, aber bei uns könnten Jahrgänge verloren gehen und der Abstand zu den Kaderathleten könnte größer werden.

Verlorenes Jahr
Dieses verlorene Jahr wird schwer sein aufzuholen. Trotzdem wollen wir nicht den Teufel an die Wand malen und einfach mal positiv in die Zukunft blicken“, sind sich die Abteilungsleiter einig. Im Mai soll das Training für die Saison 2021/2022 beginnen. „Schön zu sehen ist, dass man unsere Schüler in der Natur trifft, egal ob auf Skitour, beim Rodeln oder Wandern. Das zeigt das Interesse zum Wintersport und da müssen wir nach Ende des Lockdowns angreifen“, sagt Daniel Leiser.

Von Isabell Schmid